Die Tönnies-Pyramide

Die Mitgliederversammlung beschäftigt mich auch Wochen später noch häufig. Mir sind in der Zeit sehr viele Informationen zugesteckt worden. Vielen davon konnte man glauben, manchen klangen maximal Irre. Es hinterlässt aber ein besseres Bild im undurchsichtigen Schalke-Puzzle. Warum man mich gut informiert hat? Weil wir vor der Jahreshauptversammlung mit dem Glückauf Pils eine ziemlich gute […]

Die Mitgliederversammlung beschäftigt mich auch Wochen später noch häufig. Mir sind in der Zeit sehr viele Informationen zugesteckt worden. Vielen davon konnte man glauben, manchen klangen maximal Irre. Es hinterlässt aber ein besseres Bild im undurchsichtigen Schalke-Puzzle. Warum man mich gut informiert hat? Weil wir vor der Jahreshauptversammlung mit dem Glückauf Pils eine ziemlich gute Sendung aufgenommen haben und ich den Tönnies vor versammelter Journallie gebeten habe, sich zukünftig nicht mehr Schalke-Boss nennen zu lassen. Peter Lange hab ich zu mir nach Hause eingeladen, um bei mir zu grillen. Die Einladung empfand er zu exklusiv, was ich bedauere, wäre ein schöner Podcast geworden. Jedenfalls nahm ich im Medien-Rumble irgendwie eine Rolle ein, dir mir auch ziemlich gut gefiel.

Vor der Mitgliederversammlung hatte ich irgendwie das Gefühl, dass irgendwas in der Luft liegt, das Ganze hat sich aber keineswegs bestätigt. Im Grunde war die Versammlung ein Segen für die Veranstaltungs-Regie, die ziemlich luftig über die Bühne ging. Das ist für Schalke 04 nicht die schlechteste Option. Von Außen betrachtet.

Drei Sachen fielen mir dabei besonders auf.

  • An der Spitze des Clubs sind sie ziemlich zufrieden mit dem grundsätzlichen Setup im System Tönnies. Natürlich bis auf die abtrünnigen Aufsichtsratsmitglieder Horn, Wiese und Hefer, die ja nun auch dokumentarisch ausgegrenzt wurden.
  • Die breite Basis findet das “System Tönnies” auch ziemlich dufte, sonst hätten sie beide bisherigen Aufsichtsratsmitglieder nicht mit einer solchen Mehrheit gewählt.
  • Der Mittelbau des Clubs wird nicht mitgenommen.

Besonders der dritte Punkt liegt mir am Herzen. Alle, die ein höheres Engagement für den Club haben, fühlen sich außen vor gelassen. Also Allesfahrer haben sich bei der Veranstaltung in der Flora öffentlich darüber beschwert, dass sie geschnitten werden, gerade im Rückblick auf die Viagogo-Geschichte. Ultras Gelsenkirchen haben sich per Spruchbänder deutlich gegen Tönnies gewandt. Schalke.V.ereint hat sich als quasi Opposition der Mitglieder herausgestellt, ebenso hat die Fan-Ini über Facebook massiv auf die Fehlleistungen von Tönnies hingeweisen. Einzig vom Supportersclub habe ich keine öffentliche Stellungnahme wahrgenommen.

Darüberhinaus gibt es noch das Furunkel am Hintern des Clubs den Schalker Fanclub Dachverband, der endlich mal von einer gescheiten Interessenvertretung, organisiert von oben genannten Vereinigungen, abgelöst werden sollte.

Um das mal bildlich zu demonstrieren. Schalke 04 hat aus meiner Sicht aktuell fünf Ebenen. Die handelnde Spitze des Clubs, rund um Tönnies, die weiteren Aufsichtsratsmitglieder und den Vorstand um Heidel, Peters und Jobst.

Darunter eine nicht so richtig große Anzahl an engagierten Fans, die sich gerne mehr Mitspracherecht wünschen. Gefußt von den Mitgliedern, die der Spitze bei der letzten Mitgliederversammlung ihr Votum verliehen haben. Die breite Basis des Vereins sind die Mitglieder, denen der Club so wichtig ist, dass sie sogar freiwillig einen nicht unerheblich Geldbetrag an den Verein überweisen, um damit ein Stimmrecht oder eine sonstige höhere Bindung zum Club zu haben.

Der erste breitere Block bildet die Schalke-Sympathisanten des S04 in ganz Deutschland ab. In einer Studie von Allensbach von 2012 haben 14% der deutschen Bevölkerung ein ausgeprägtes Interesse an Schalke 04. Das sind 11,5 Mio. deutsche Bürger auf die Alex Jobst ziemlich scharf ist, sind es doch 11,5 Mio. potentielle Trikotkäufer.

Ganz darunter mit überhaupt keinem ernsthaften Engagement für Schalke 04 aufgrund der Distanz von Peking oder New York nach Gelsenkirchen und einfach nur Teil der Internationalisierungsstrategie und damit maximal gut melkendes Zahlvieh. Welche Potentiale hier schlummern, weiß ich nicht. Das Ziel diese Märkte zu bedienen, halte ich aber für ein gutes Ziel. Andere machen das auch und der Kuchen ist groß.

Im Grunde könnte die Schalke-Welt so perfekt sein, wenn nicht die permanent nörgelnden engagierten Fans im mittleren Teil der oberen Pyramide immer wieder die Schnauze aufmachen würden.

So kann man das sehen.

Oder man nimmt die Ernsthaftigkeit des eingetragenen Verein an und bindet die obigen involvierten Mitglieder irgendwie ein in das gute Vereins-Paket Schalke 04. Am Ende ist der mittleren Teil das, was den Club ernsthaft von anderen Clubs unterscheidet. Das sind diese Menschen, die dem Verein Schalke 04 ein Vereinsleben geben. Das sind diese Menschen die sich auch nach Abpfiff um den Verein scheren, ob immer mit den besten Ideen sei dahin gestellt – aber wer hat schon immer die besten Ideen? Das ganze müsste eigentlich der Schalker Fanclubverband auffangen und kanalisieren, schafft er aber nicht, wird er auch nicht mehr schaffen.

Jetzt ist es das Problem der Vereinsspitze, die sich tunlichst darum scheren sollten, diese Menschen und Organe einzubinden. Nicht als Ideengeber für Merchandise-Artikel wie schon so oft bei Ultras Gelsenkirchen geschehen, sondern als ernsthafte Säule des FC Schalke 04 als eingetragener Verein.

Oder wir haben jedes Jahr das gleiche Spiel von vorne.

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