„Willst du Schalke oben sehen, musst du die Tabelle drehen“

Gestern gegen Köln war es scheiße. Und damit könnte dieser Bericht eigentlich schon zu Ende geschrieben sein. 0 Punkte nach 4 Spielen. Zwei Zahlen die sonst für viel Zauber in unseren Köpfen sorgen, fangen an langsam ins Mark zu gehen und dort schmerzhaft auszustrahlen. Trotzdem möchte ich den Bericht mit einer kleinen Anekdote beginnen. Ich […]

Gestern gegen Köln war es scheiße. Und damit könnte dieser Bericht eigentlich schon zu Ende geschrieben sein. 0 Punkte nach 4 Spielen. Zwei Zahlen die sonst für viel Zauber in unseren Köpfen sorgen, fangen an langsam ins Mark zu gehen und dort schmerzhaft auszustrahlen. Trotzdem möchte ich den Bericht mit einer kleinen Anekdote beginnen.

Ich bin 1989 Schalke-Fan geworden. Ehrlich gesagt weiß ich das nicht mehr so genau. Es könnte auch 1990 oder 1991 gewesen sein aber mir gefällt die Attitüde, mich in den schlimmen 80er Jahren von diesem unglaublichen Fussballclub ausgewählt lassen zu haben.

Damals war Sommerfest beim FC Batenbrock in Bottrop. Ich war schlecht und schied bei einem Spaßturnier vorschnell aus. Als Trostpreis gab es eine Schalke-Mütze. Weil ich so schlecht war, muss ich noch sehr klein gewesen sein. Was die Theorie, dass es 1989 gewesen sein muss bestärkt, zu dem Zeitpunkt war ich sechs Jahre alt und hatte keine Ahnung, was genau Schalke eigentlich so ist. Irgendwas in mir hat den Wunsch verspürt irgendwo zugehören zu wollen.

Ein paar Jahre später kamen Lizenzentzug-Nachrichten auf und ich mopperte meine Mutter an endlich das scheiß Radio auszumachen, wo unentwegt über den bevorstehenden jüngsten Tag berichtet wurde. Radio-Emscher-Lippe berichtete quasi dauerhaft davon. Ein Radio-Leben Mitte der 90iger irgendwo in Bottrop. Schalke war kurz davor in Arsch zu gehen, so richtig. Jedenfalls in meiner Fan-Geschichte erstmalig und eigentlich auch das einzige Mal. Jedenfalls so richtig. Der Screenshot oben zeigt ein Stück Zeitgeschichte dieser Zeit. Schalke nach 17 Spielen auf dem letzten Platz.

In unserem Schalke 04-Podcast blauer.salon erzählte uns Jörg Seveneick in Episode 7, dass wir aktuell in der erfolgreichste Periode des FC Schalke 04 stecken. So viel Europa-Pokal war noch nie. So wenig Abstiegsangst war auch noch nie. Und tatsächlich hat er recht.

Das verwundert, schließlich spüre ich in mir und vielen anderen eine unfassbare Unzufriedenheit mit dem was auf Schalke passiert. Trotzdem lässt mich dieser Verein noch immer nicht los, ich schenke ihm sogar meine Freizeit in dem ich ihm einen Podcast widme.

1995 und 1996 wurde ein Verein aus der Nähe zweimal hintereinander Deutscher Meister. Das mache auch ein Fan-Leben in Bottrop als Königsblauer nicht ganz einfach.

„Willst du Schalke oben sehen, musst du die Tabelle drehen“, schallte es oft durch die Flure der Janusz-Korczak-Gesamtschule, die wohl uncoolere der beiden Bottroper Gesamtschulen. Ich musste gestern daran denken und habe es auch getwittert, bevor noch jemand anderes von außen zuvorkommt. Gleichzeitig musste ich doch arg schmunzeln.

Meiner Freundin habe ich gestern erklärt, dass wenn Schalke absteigen würde, ich noch einmal alle Spiele einer ganzen Saison live im Stadion ansehen werde, so wie ich es vor 10 Jahren tat. Zweite Liga, neue Stadien, weniger Pomp. Ich habe da im Grunde meines Herzens große Lust drauf. Ihre Begeisterung mich jedes Wochenende unterwegs sein zu sehen hielt sich in Grenzen. Aber eben wie Schalke nicht absteigt wird Schalke sich in dieser Saison auch noch berappeln. Das ist die Macht des Faktischen. Unzählige gestandene Spieler schmücken diesen Kader. Einer der besten Trainer die man aktuell vermutlich auf Schalke haben kann, gekrönt von einem Manager der ziemlich viel im Griff zu haben scheint, obwohl das Schiff gerade wankt. Ich bin nicht zufrieden mit der Gesamtsituation aber ich bin guter Dinge.

Der Trainer hat in der PK vor dem Köln Spiel gesagt, dass man zunächst die Abwehr stabilisieren wollte und nun Stück für Stück das Offensivspiel im Training ausdefinieren möchte. Ich habe kurz überlegt, ob das vielleicht Quatsch sein könnte bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass es die einzig richtige Variante ist, eine Mannschaft zu entwickeln. Hinten stabil stehen und dann Tore schießen. Wenn man vorne viele Tore schießt und hinten viele reinbekommt, ist auch keinem geholfen.

Vermutlich wird es dieses Jahr wieder nichts mit dem Champions League Platz und tatsächlich könnte es ein Jahr der Entwicklung sein, wo die Früchte erst im folgenden Jahr zu ernten sind. Das kommt meiner Schalke-Seele nicht so recht entgegen aber wie oben schon geschrieben, gab es auch schon deutlich schlechtere Zeiten und absteigen werden wir sicher nicht.

Foto: Screenshot von Fussballdaten vom 17. Spieltag der Bundesliga-Saison 1993/1994 

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