Wenn der Wahlausschuss alles richtig macht, können die Mitglieder nichts mehr falsch machen. So hieß es in einem vielgeteilten Facebook-Kommentar einer anonymen Gruppe und der Satz ist schön. Inhaltlich nicht ganz richtig aber dennoch voller Wahrheit. Der Wahlausschuss kann nur diejenigen Kandidaten zulassen, die sich als geeignet bewiesen haben, und das scheint dieses Jahr geklappt zu haben.
Die Kandidaten sind – wie eigentlich üblich – zwei Amtsinhaber, deren Nicht-Zulassung nur äußert schwer zu begründen ist, sollte man sich in der bisherigen Amtszeit nichts zuschulden kommen lassen haben, worüber dann der Ehrenrat zu entscheiden hätte. Anders gesagt: Wenn ein Kandidat nicht beim Ehrenrat vorgeladen war, gibt es für den Wahlausschuss eigentlich kein Argument, diesen Kandidaten nicht zuzulassen. Außerdem gibt es zwei „Herausforderer“.
Raphael Brinkert, 48 Jahre alt, Marketing-Experte, Schalke-Mitglied seit 2005
Rolf Haselhorst, 67 Jahre alt, ehemaliger Bergmann und BASF-Topmanager, Mitglied seit 2004
Stefan Hegmanns, 59 Jahre alt, Inhaber der Hegmanns Gruppe und Ärmelsponsor des FC Schalke, Schalke-Mitglied seit 2023
Johannes Struckmeier, 40 Jahre alt, Sportökonom, Schalke-Mitglied seit 1998
Von allen Kandidaturen ist Raphael Brinkert die, die am meisten Staub aufgewirbelt hat. Der meinungsstarke Marketing-Experte mit renommierter Agentur in Hamburg kommt ursprünglich aus Haltern am See und kann mit einem Social-Media-Posting die Wände auf Schalke zum Wackeln bringen. Die WAZ sieht ihn schon als Herausforderer auf den Aufsichtsratsvorsitzenden-Posten und sieht eine Konfliktlinie. Aber die WAZ sieht in den letzten Jahren viel, wenn der Tag lang ist.
Rolf Haselhorst stammt gebürtig aus Gelsenkirchen-Schalke und wohnt in der Nähe von Heidelberg, er bringt von allen die breiteste und umfangreichste Expertise mit sich. Untertage gearbeitet, später Topmanager bei BASF und mit Austritt aus dem Berufsleben Sportmanagement in St. Gallen studiert. Seine Abschlussarbeit trägt den Titel Markenentwicklung des FC Schalke 04, Arbeitstitel „Baut den Fans ein Denkmal“. Er ist seit drei Jahren im Aufsichtsrat des FC Schalke 04 und dort Vorsitzender des Nachhaltigkeitsausschusses, sowie Mitglied im Miteinander-Ausschuss.
Stefan Hegmanns ist in diesem Artikel der große Unbekannte. Er ist Vorstandsvorsitzender unseres Ärmelsponsors Hegmanns Gruppe und dem Vernehmen nach, sieht er sein Engagement bei Schalke 04 eher als emotionale Pflichterfüllung gegenüber seiner Heimatstadt, denn als Bühne das eigene Ego zu streicheln.
Ich konnte keinen finden, der schlecht über den Mann spricht. Ob Verantwortliche, Aufsichtsratskandidaten oder Fans, alle sind voll des Lobes. Einziger Wermutstropfen für mich: Bisher waren alle Aufsichtsräte mit eigener Loge eine Katastrophe. Den Versuch gab es mit Clemens Tönnies und Ender Ulupinar bereits zwei Mal. Allerdings kann man beim Fußball mit dem richtigen Mindset überraschend einen Anschluss-Treffer erzielen.
Johannes Struckmeier lebt in Essen und stammt aus Hannover. Der Sport-Ökonom mit einem MBA in Sportmanagement ist Vorstandsmitglied bei Beratungsunernehmen ETL, wo er in den letzten Jahren den internationalen Bereich auf mehrere tausend Mitarbeiter ausgebaut hat. Zuvor verantwortete er bei der Deloitte Sports Business Group strategische Projekte für Verbände, Profiklubs und Investoren. Er lehrt an der Deutschen Sporthochschule Köln und gehört seit vier Jahren dem Aufsichtsrat des FC Schalke 04 an, wo er seit der letzten Mitgliederversammlung den Sportausschuss leitet, außerdem ist er Mitglied im Miteinander-Ausschuss.
Anders als in den letzten Jahren, kein Totalschaden dabei. Allesamt 04-gute Aufsichtsratskandidaten, die mit ihren unterschiedlichen Expertisen einen Beitrag dazu leisten können, den FC Schalke 04 dahin zu bringen, wo er wieder hingehört.
Die vier Kandidaten hatten Gelegenheit im Vereinsheim auf der Website des FC Schalke 04 in einzelnen Videos sich vorzustellen und jeweils die gleichen Fragen zu beantworten.
Die Videos finden eingeloggt Mitglieder hier

Anträge
Obwohl es in der Mitgliederversammlung 2024 hoch herging und sich viel zu häufig im Ton vergriffen wurde, ist es eine Überraschung, dass nur wenige Anträge eingegangen sind bzw. nicht zurückgezogen wurden. Insgesamt ist zu hören, dass der Miteinander-Ausschuss aktuell besser gelebt wird als je zu vor. Der FC Schalke 04 e.V. hat aktuell kein Demokratieproblem. Formal-juristisch saubere Anträge werden zugelassen und den Mitgliedern zur Entscheidung überlassen, auch wenn sie inhaltlich häufig fragwürdig sind. Nicht so in diesem Jahr:
Ehrenordnung
Der Antrag von Sebastian Buntkirchen, Direktor für Fankultur & Nachhaltigkeit beim FC Schalke 04 e.V., befasst sich mit der Vereinfachung Mitglieder in das Ehrenpräsidium wählen zu können. Bisher waren dafür 10 Jahre Mitgliedschaft in einem Vereinsorgan vonnöten. Außerdem waren bisher nur 11 Mitglieder für das Ehrenpräsidum zugelassen, dieser Antrag öffnet das Ehren-Gremium und qualifiziert möglicherweise auch viele andere verdiente Schalker.
Der Aufsichtsrat empfiehlt weder den Antrag abzulehnen noch ihn anzunehmen. Was für keine Eindeutige Mehrheit im Gremium spricht aber von gelebter Demokratie.
Name und Vereinsfarben
David Schierbok und Deniz Schumacher möchten die Satzung dahingehend ergänzen, dass sowohl für die Änderung des Vereinsnamens „Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V.“, abgekürzt „FC Schalke 04 e.V.“ als auch für die Änderung der Vereinsfarben jeweils nur eine für diesen Zweck einberufene Mitgliederversammlung eine Dreiviertelmehrheit benötigt. Gleiche Regelung sieht die Satzung bspw. schon bei Auflösung oder Ausgliederung vor.
Der Aufsichtsrat empfiehlt diesen Antrag anzunehmen.
Kooptierte Aufsichtsräte
Deniz Schuhmacher, diesmal alleine, möchte die Amtslängen von kooptierten Aufsichtsräten begrenzen. Kooptierte Aufsichtsräte sind Mitglieder des Aufsichtsrates, die nicht von der Mitgliederversammlung gewählt werden, sondern durch den Aufsichtsrat selbst als zusätzliche Mitglieder hinzugewählt werden können. Deniz möchte, dass diese Mitglieder maximal zwei Amtszeiten, also insgesamt sechs Jahre, im Aufsichtsrat sein dürfen. Gleichzeitig soll dem Wahlausschuss, der bisher darauf festgelegt ist, maximal die doppelte Menge an Kandidaten zuzulassen, ermöglicht werden, mehr Kandidaten zuzulassen, sofern es sich bei diesen Kandidaten um bereits kooptierte Mitglieder handelt.
Der Aufsichtsrat empfiehlt zu diesem Antrag weder die Ablehnung noch die Annahme.
Verlegung der Mitgliederversammlung
Der Vorstand des FC Schalke 04 e.V. stellt den Antrag, die Mitgliederversammlung wieder nach dem 1. Juni veranstalten zu können und nicht wie jetzt, erst nach dem 1. Oktober. Dies hatte sich unglücklicherweise durch die Änderung des Geschäftsjahres von 1.7. bis 30.6. verschoben, sodass sich mit der Änderungen auch alle Fristen verschoben haben. Dadurch mussten wir die Mitgliederversammlung in der kalten Arena veranstalten, statt wie üblich ein Vereins-Highlight in der Sommerpause zu haben.
Der Aufsichtsrat empfiehlt diesen Antrag anzunehmen.
Zwei nicht zugelassene Anträge
Manfred Nentwich möchte die Satzung mit drei einfachen Worten zu Wahlen ergänzen: „Briefwahl ist möglich“. Der Aufsichtsrat hat den Antrag nicht zugelassen, da dieser viel zu unspezifisch ist, und gibt in der Begründung einen Leitfaden an die Hand, wie man es im nächsten Jahr besser machen könnte. Aus dem Miteinander-Ausschuss ist zu hören, dass dem Antragsteller dies so mitgeteilt wurde. Warum der Antrag in seiner aktuellen Form überhaupt aufrechterhalten und nicht zurückgezogen wurde, bleibt schleierhaft.
Ekkehard Gerlach wünscht sich in seinem Antrag nicht weniger als die Revolution, es ist eine persönliche Abrechnung mit Matthias Tillmann, er schreibt Namen falsch, findet den Umgang mit „Marc Wilmers“ falsch. Es wird die Veräußerung der E-Sportrechte und das Missmanagement im Fall Itakura angeprangert. Es wird gewünscht, die aktuellen Verantwortlichen durch sein eigenes Kompetenzteam zu ersetzen. Dem Vernehmen nach sind zahlreiche Bewerbungen um Aufsichtsrats- und Wahlausschuss-Plätze beim Verein eingegangen. Die Truppe um Ekkehard hat die Mitgliederversammlung im letzten Jahr in ein Zirkuszelt verwandelt und es stellt sich die Frage, ob Ekkehard in verantwortlicher Position auf der Gegenseite, sein eigenes Verhalten gutheißen würde.
Wahlausschuss
Für den Wahlausschuss kandidieren:
- Roman Kolbe (54)
- Anja Wortmann (52)
- Nathalie van den Meulenhof (34)
- Alexander Lempka (28)
- Karl-Heinz Grote (66)
- Juan Antonio Montero Perez (53)
Dabei sind die ersten drei in der Schalker Fanszene bekannt. Karl-Heinz Grote hatte im letzten Jahr einen ausgesprochen krawalligen Auftritt auf der Mitgliederversammlung. Alexander Lempka hat bereits im vergangenen Jahr kandidiert und keinen schlechten Eindruck hinterlassen.
Drei Kandidaten haben ihre Bewerbung inzwischen zurückgezogen.

Zum schönen Schluss
Es wird länger als man vorher meint. Es wird kälter als man vorher meint. Man denkt sich wahnsinnig oft „Boah ey, halt die Fresse“, aber sagen sollte man das nicht. Wegen dem Respekt. Wer sich vor ein paar tausend Leuten traut, sich vor ein Mikrofon zu stellen, dem sollte wenigstens zugehört werden. Leider war es häufig so, dass schon bei den Wahlausschuss-Kandidaten die Langeweile im Raum vieler Mitglieder zu hören war und das ist schlecht. Es ist der einzige Moment der Kandidaten sich dem Souverän, uns Mitgliedern, vorstellen zu dürfen.
Bringt euch einen Tee und eine Decke mit. Im nächsten Jahr wieder, wenn es warm ist, falls ihr richtig abstimmen solltet 😉
Persönliches Fazit
Ein Meinungsangebot:
Für mich persönlich sind die Aufsichtsrats-Kandidaten Struckmeier, Haselhorst und Brinkert wählbar. Für den Wahlausschuss eignen sich Anja Wortmann, Roman Kolbe, Nathalie van den Meulenhof und Alexander Lempka. Alle Anträge sind wählbar. Einzig der Antrag zu kooptierten Mitgliedern im Aufsichtsrat ist für mich schwer zu beantworten. Kann man so oder so sehen. Am Ende entscheidet darüber die Mitgliederversammlung, wir geben dem Verein seine Struktur und müssen dann den Leuten vertrauen, die wir in das höchste Gremium unseres Clubs entsenden.
Nächsten Samstag hat der FC Schalke 04 e.V. die Chance wirklich gute Nachrichten zu produzieren. Wir alle sind Schalke 04. Alle(s) für Schalke.
10. November 2025 17:45 Uhr: In einer früheren Version wurde über einen der Wahlausschuss-Kandidaten etwas ausführlicher berichtet. Der Kandidat hat mittlerweile seine Kandidatur zurückgezogen. #stehtauf




Danke für die Infos, vor allem zu den Kandidierenden.
Glück Auf
Gute und stabile Zusammenfassung und Einstimmung auf die MV. Danke dafür, Pepo!
Hi Pepo, wie so oft: Denkwürdige und tolle Worte denen man nichts hinzufügen könnte. Ich sag – und denke stellvertretend für tausende Schalke Fans – mal einfach nur „Danke“. VG vom Kartoffelkopp
Lieber Pepo,
vielen lieben Dank für die tolle Episode mit Philipp Selldorf und die komplett stabile Zusammenfassung zur MV. So muss das – Schalke bleibt nazifrei!!
Antifaschistische Grüße,
Patrick
Ich bin zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen
Danke Pepo für diese Zusammenfassung und Übersicht!
Hi Pepo,
Gerade deine Zusammenfassung zur MV gelesen. Stimme mit allen Punkten überein. Aber das haben wir ja schon am Samstag gg. Elversberg festgestellt. 😉
VG Marcus
Hallo Pepo, danke für deine Zusammenfassung der MV. Das hilft mir bei der Entscheidungsfindung, zumal ich aufgrund beruflicher und privater Dinge kaum Zeit habe mich umfassend zu informieren.
VG Oliver