Ein Badewannen-Buch

Schalke, Spielsucht, viaNOgo Als es darum ging, die Web 0.4 Traditionswoche mit Texten zu füllen, musste ich unweigerlich an dieses Buch denken, welches in letzter Zeit rund um den Schalker […]

Schalke, Spielsucht, viaNOgo

Als es darum ging, die Web 0.4 Traditionswoche mit Texten zu füllen, musste ich unweigerlich an dieses Buch denken, welches in letzter Zeit rund um den Schalker Markt veröffentlicht wurde.

Und ich muss gestehen, ich habe weite Teile dieses Buch in meiner Badewanne gelesen. Vielleicht liegt es daran, dass ich kürzlich umgezogen bin und endlich nach zehn Jahren wieder eine Badewanne mein Eigen nennen darf. Warum ich also finde, dass es ein fantastisches Buch ist, um in der Badewanne gelesen zu werden, könnte an meinen aktuellen Lebensumständen liegen. Es ist aber auch ein fantastisches Couch-Buch oder Zug-Buch oder wo auch immer Buch. Am Ende ist lesen eh besser als Fernseh gucken und vielleicht hätte die Überschrift auch „Ein Buch“ heißen können aber dann hätte ich nicht so ein bescheuertes Artikelfoto veröffentlichen können.

Der Autor, Stefan Barta ist mehrfacher Autor, Verlagsgründer, Traditionalist und er stellt sich im Buch unter anderem die Frage, warum die Verantwortlichen, wie Rudi Assauer, früher wenigstens noch so getan haben, als ob sie den Schein der romantischen Fußball-Welt wahren. Was seit und mit dem Bau der Arena alles so kaputt gegangen ist, im neudeutschen „Soft-Skill“-Bereich unseres angeblichen Kumpel- und Malocherclubs.

Stefan ist Traditionalist aber nicht bescheuert. Er erzählt Geschichten, wie man auch heute noch Fan eines Fußball-Konzerns sein kann und daraus sein ganz eigenes Ding zu machen. Er fährt aus lauter Spaß an der Freunde 58 Stunden mit dem Zug nach Istanbul und berichtet darüber. In mir stieg beim lesen der Wunsch auf, beim nächsten Mal dabei sein zu wollen. 58 Stunden unter Schalkern durch die Knüste reisen. Das wäre toll.

Neben aller Kritik am Großen und Ganzen kann er sich natürlich auch für die Zeit von Raul auf Schalke begeistern, vielleicht die beste Aktion von Felix Magath in seiner Zeit auf Schalke. Womit das Buch chronologisch beginnt. Zwischendurch hab ich überlegt, dass Nick Hornby und Barta nicht weit voneinander entfernt sein können, kurz bevor im Buch beschrieben wird, dass der großartige Frank Goosen ein früheres Buch von ihm stets nach seinen Vorstellungen empfohlen hat.

Das Buch schreibt ein Schalker der andere Zeiten beim FC Schalke erlebt hat und mit denen ich ziemlich stark sympathisieren kann. Ein Schalker, der im Parkstadion sozialisiert wurde und heute das Schalke 04 kennt, welches eher durch die Arena symbolisiert wird, statt von leuchtenden Flutlichtmasten. Ein Schalke, welches irgendwie funktionierte. Meistens eher schlecht als recht. Eben kein Schalke, bei dem der Marketing Vorstand auf irgendeiner Rede von Borussia Dortmund antworten muss, dass man mit den E-Sport ein neues Geschäftsfeld für den FC Schalke 04 entwicklen möchte, wie letzte Woche in der Halbzeitpause beim Heimspiel gegen Darmstadt über Sky gesendet wurde. Neue Geschäftsfelder? Alter, wir sind ein eingetragene Verein. Ein Fussball-Club!

Stefan schreibt in seinem Buch außerdem über persönliche Beziehungen die gescheitert sind oder sich gerade neu entwickelt haben. Er versucht damit eine Parallele zum FC Schalke zu finden. Und auch meine Beziehung zu meinem Verein ist mal stärker und mal schwächer ausgeprägt. In letzter Zeit deutlich stärker und ich glaube der Umzug in eine große Stadt über 500km weit entfernt wird das eher verstärken als schwächen. Wenn ich an Heimat denke, denke ich an Schalke und dass Gefühl müssen Marketing-Leute erstmal aus mir raus bekommen.

Ein Stück aus dem Buch hat mich besonders nachdenklich gemacht, weshalb ich es hier einmal zitieren möchte:

„Ich persönlich möchte heutzutage kein Ultra mehr sei. Früher wäre diese Art des Fandaseins sicherlich etwas für mich gewesen, heutzutage jedoch ist diese Gruppe nur noch ein erklärtes Feindbild vieler Vereine und Staatsmacht. Die Medienlandschaft tut ein Übrigens und kriminalisiert und polemisiert, wo sie nur kann. Kein Polizeibericht wird kritisch hinterfragt, keine zweite Meinung akzeptiert“

Was mir daran besonders gefällt ist der Perspektivwechsel. Die Rolle die er einnimmt beim betrachten der Problematik. Ich musste unweigerlich daran denken, wie schön es wäre und wie viel mehr hilfreicher es im FC Gelsenkirchen Schalke eingetragener Verein seit 1904 wäre, wenn sich alle ein Stück weit die Position des anderen anschauen würden. Die Umstände warum etwas wie passiert ist. Dann wäre schon viel geholfen.

Das Buch bekommt von mir 19 von 04 Sternen. Es kann bei Amazon über diesen Link gekauft werden, worüber sich der Autor dieser Zeilen freuen würde. Besser wäre es aber ihr bestellt in Stefans Verlag direkt unter: www.neuebuchschmiede.de/shop/

Es ist ein ideales FC Schalke 04 Weihnachtsgeschenk.

Ich wünsche euch viel Spaß mit dem Buch in der Badewanne oder auf einer 58 Stündigen Zugfahrt. Vielleicht mit dem RE1 von Paderborn über Düsseldorf nach Aachen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen